Streitschlichter
„Streitschlichtung in der Schule ist ein Verfahren der Konfliktlösung mit Hilfe einer dritten neutralen Person. Unparteiische Mitschüler sollen in Streitfällen vermitteln und möglichst eine einvernehmliche Lösung (win-win-Lösung) der Probleme finden. Ziel ist es nicht, ein Urteil zu fällen (keine Gerichtsverhandlung), sondern die Konfliktlösung soll mit den Konfliktparteien gemeinsam erarbeitet werden.“
Soviel zur Theorie, wie sieht es aber in der Praxis aus? Wann genau werden Streitschlichter eingesetzt und wie schaffen sie es, eine einvernehmliche Lösung in Streitfällen herbeizuführen? Einblicke in die Arbeit von Streitschlichtern geben ihre Antworten auf die folgenden Fragen
Warum gibt es euch an dieser Schule und was genau ist eure Aufgabe?
Wenn es Probleme, z.B. kleinere Auseinandersetzungen, Handgreiflichkeiten etc., gibt, können die Schüler uns in den großen Pausen ansprechen. Wir haben einen Dienstplan und zwei von uns sind in den Pausen in der Aula. Auch die Klassenpaten oder Lehrer können Kinder aus „ihren“ Klassen zu uns bringen, denen wir dann aus ihrem Streit helfen.
Woher wisst ihr denn, wie man ein Streitschlichtergespräch führt?
Wir haben ½ Jahr lang die Streitschlichter-AG besucht und dort unsere Streitschlichterausbildung erhalten. Dabei haben wir uns selbst kennen und uns einschätzen gelernt. Wir haben gelernt vorauszusehen, wie „einer drauf ist“. Dazu haben wir Rollenspiele gemacht, Übungen zum Erkennen der Mimik und Gestik etc. Und am Ende haben wir auf dem Zeugnis eine Bemerkung erhalten „Teilnahme an der Streitschlichter-AG“. Wir haben gelernt, wie es überhaupt zu „Feindlichkeiten“ in der Schule kommt, wie sich diese langsam, oft aus Kleinigkeiten, aufbauen.
Und wie läuft nun so ein Streitschlichtergespräch ab?
Meistens reden wir zu zweit mit den beiden Schülern, die Streit miteinander haben. Manchmal ist es aber auch besser, wenn wir sie jeweils einzeln befragen. Beide sollten dann aber schon bereit sein, in einem Raum miteinander zu reden, damit wir den Streit lösen können. Dann lassen wir jede Konfliktpartei erst einmal aus ihrer Sicht den Fall schildern. Dabei achten wir darauf, dass der andere zuhört und nicht immer unterbricht. Bei dem Gespräch ergänzen die Gesprächspartner dann folgende Sätze: „Ich fühle mich gekränkt, wenn du …“ und: „Ich möchte, dass du mit… aufhörst!“ Dann vereinbaren wir eine Lösung, der beide zustimmen müssen oder wir setzen einen kurzen „Vertrag“ auf, den dann beide unterschreiben.
Wie stellt ihr denn fest, ob der Vertrag eingehalten wurde oder was aus dem Konflikt geworden ist?
Wir machen uns bei dem Gespräch Stichpunkte auf dem Streitschlichterformular (Namen der Konfliktpartner, Grund/Anliegen, Termin, Ort, Name der Schlichter und die Lösung). Bei größeren Streitigkeiten führen wir eine 2. Sitzung durch. Die Formulare werden im Streitschlichterordner abgeheftet und wir erkundigen uns auch bei den Konfliktpartnern, ob der Streit beigelegt wurde und tragen das dann ebenfalls ein.
Hat euch die Tätigkeit als Streitschlichter auch schon persönlich etwas gebracht?
Ja, man kann die Leute und sich viel besser einschätzen. Man reagiert nicht so extrem, wenn man weiß, wie andere auf Bemerkungen oder Handgreiflichkeiten reagieren. Man hat sich selbst besser unter Kontrolle und beleidigt im Alltag andere weniger.